Eine ketogene Diät bedeutet einen weitestgehend Verzicht auf Kohlenhydrate. Maximal bis zu 50 g davon dürfen pro Tag aufgenommen werden. Die Folge: Der Körper stellt seinen Stoffwechsel um und produziert Ketone als Energielieferant. Bei einigen Erkrankungen können durch diese Veränderung im Stoffwechsel deutliche Verbesserung in der Symptomatik beobachtet werden.
Was ist ketogene Ernährung?
Bei der ketogenen Diät handelt es sich um eine kohlenhydratarme und fettreiche Kost. Da der Köper seine Energiezufuhr im Regelfall zum hohen Teil über Kohlenhydrate deckt, wird er bei einem künstlich erzeugten Kohlenhydratmangel gezwungen, seinen Stoffwechsel umzustellen. Dazu werden Fette als Energiequelle genutzt und in der Leber in Ketone umgewandelt. Diese dienen dem Körper als Alternative zu Glucose.
Da Fett in der ketogenen Diät etwa 80 Prozent des Gewichtsanteils in der Nahrung ausmacht und als sehr energiereich gilt, muss die Gesamtmenge an aufgenommenen Kalorien limitiert sein. Das geltende Optimum an zugeführter Kalorienmenge richtet sich nach Alter, Geschlecht und Gewicht.
Ernährungsumstellung unter ärztlicher Aufsicht
Die Ernährungsumstellung findet stationär und unter ärztlicher Aufsicht statt. Dort wird durch regelmäßige Blut- und Urinkontrolle die Ketonproduktion überwacht. Bis es zur Synthese von Ketonkörpern und damit auch zur gewünschten Ketose kommt, kann es je nach Individuum einige Tage bis hin zu wenigen Wochen dauern. Gleichzeitig wird darauf geachtet eine stabile Ketose zu erwirken und eine Stoffwechselentgleisung in Richtung einer Ketoazidose, also einer zu hohen Ketonkörpersynthese, zu vermeiden. Nach korrekter Einstellung können die Personen die Diät zu Hause weiter fortsetzen.
- Ketogene Diät bei starkem Übergewicht
Die ketogene Ernährung entspricht in ihren physiologischen Prozessen dem Fasten. Genau wie beim Fasten stehen dem Körper nicht mehr genug Kohlenhydrate aus der Nahrung zur Verfügung und der Körper greift seine eigenen Fettreserven an. Damit tatsächlich eine Gewichtsreduktion erfolgt, muss jedoch trotzdem noch auf die Gesamtkalorienzufuhr geachtet werden. Die ketogene Diät zur Reduktion des Übergewichts sollte daher in Abstimmung mit Arzt oder Ernährungsberater erfolgen.
- Ketogene Diät gegen Epilepsie
Um 1920 wurde die ketogene Ernährung als Behandlungsform gegen Epilepsie im Kindheitsalter entwickelt und erforscht. Aufgrund der Erforschung und Weiterentwicklung von pharmakologischen Präparaten geriet die Ketose als Behandlungsform etwas ins Abseits, da sie mit einem höheren Behandlungs- beziehungsweise Ernährungsaufwand einhergeht. Bei Patienten, die nicht auf Medikamente ansprechen ist sie allerdings immer noch erste Wahl. Und nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen zeigen sich positive Auswirkungen dieser Diät. So kann bei etwa 60 Prozent der Patienten unter ketogener Einstellung eine Reduzierung der Anfallshäufigkeit beobachtet werden. Allerdings treten bei Kindern sowie bei Erwachsenen in der Umstellungsphase Magen-Darm-Beschwerden und Übelkeit auf.
- Ketogene Diät bei Pyruvatdehydrogenase-Mangel (PDH-Mangel)
Bei PDH-Mangel liegt eine erblich bedingte Störung im Kohlenhydratstoffwechsel vor. Mit unter 1: 1.000.000 ist das Auftreten der Erkrankung sehr selten. Die auftretenden Symptome resultieren daher, dass die Glukose nicht richtig verstoffwechselt werden kann. Es kommt zu einer Anhäufung von Lactat in den Zellen und letztendlich zu einer Übersäuerung des Blutes. Gleichzeitig wird in den Zellen nicht ausreichend Energie produziert und die Entwicklung von Gehirn und Muskeln sind eingeschränkt. Hier hilft die stark kohlenhydratarme Diät, den Stoffwechsel des Kindes nicht unnötig zu belasten und über die Bildung von Ketonen dem Körper dennoch ausreichend Energie zur Verfügung zu stellen.
- Glukosetransporter-1-Defekt
Der Glukosetransporter-1(GLUT1)-Defekt ist ebenfalls eine seltene erbliche Stoffwechselerkrankung. GLUT1 sorgt für die Glukoseaufnahme ins Gehirn. Ist die Funktion stark eingeschränkt, wird das Gehirn nicht ausreichend mit Energie versorgt. Es kommt zur verzögerten geistigen und körperlichen Entwicklung und geht mit epileptischen Anfällen und muskulärer Hypotonie einher. Über die Ketose kann der Glukosebedarf des Gehirns umgangen werden. Dieses kann auf die Ketonkörper als Energielieferant zurückgreifen und zu einer normalen Entwicklung des Kindes beitragen.
- Migräne und ketogene Diät
Die ersten Berichte, dass eine ketogene Diät auch bei Migräne helfen kann, gab es bereits 1928 von T.G. Schnabel und G. Truman. Die Studie basierte auf den Erfahrungen vieler Patienten, dass Migräneanfälle mit der Aufnahme bestimmter Nahrung korrelierten. Auch das Auslösen einer Migräneattacke durch Unterzuckerung, beispielsweise durch das Auslassen einer Mahlzeit, weist auf eine Rolle des Kohlenhydratstoffwechsels hin. Es gibt auch immer wieder Fallbeispiele, die auf einen positiven Effekt einer ketogenen Diät schließen lassen und eine größer angelegte Studie rechtfertigen würden.
Desweiteren werden positive Effekte einer ketogenen Diät auf verschiedene neurologische Erkrankungen wie MS, Parkinson, Alzheimer, Depression, Schlafstörungen und sogar auf kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes Typ2 und Krebs und diskutiert (nature.com). Jedoch gibt es hierbei auch widersprüchliche Resultate.
Vor allem die Behandlung von Krebs mit einer ketogenen Ernährung wird häufig kritisch gesehen. Das häufig angebrachte Argument, dass Krebszellen einen erhöhten Glucosebedarf haben und ausgehungert werden müssten ist nur eine Teilfacette. Denn Krebszellen benötigen ebenfalls Fettsäuren für ihren Energiebedarf und können ihren Stoffwechsel darauf optimieren. Allerdings existiert eine Studie an Mäusen, die zeigt, dass die Tumore unter einer ketogenen Diät zunächst langsamer wachsen. Nach drei Wochen fingen die Tumore jedoch wieder schneller an zu wachsen. Dennoch war die Tumorgröße in der ketogen ernährten Gruppe über das gesamte Experiment kleiner als in der Kontrollgruppe. Zusätzlich fanden sich vermehrt nekrotische Bereiche in den Tumoren der ketogen ernährten Mäuse. Auch wenn eine ketogene Diät alleine nicht ausreichend ist, um einen Tumorwachstum zu stoppen, könnte sie möglicherweise in einigen Fällen als unterstützende Behandlung in Betracht gezogen werden.