Ist vegan leben gesund?

Der Grund für eine vegane Ernährung oder eine gänzlich vegane Lebensweise kann in der moralischen Wertevorstellung begründet sein, oder in dem Glauben, damit die gesündeste Ernährungsform zu praktizieren. Doch wie gesund ist vegan wirklich und gibt es dabei Risiken?

Anfänge des Veganismus und berühmte Anhänger

Die offizielle Gründung ein „Vegan Society“ erfolgte 1944 vom Engländer Donald Watson. Bereits als 14jähriger beschloss er vegetarisch zu leben und mit Anfang vierzig wendete er sich gänzlich von den tierischen Produkten ab. Schließlich starb er in einem Alter von 95 Jahren. Er selbst gab noch mit 92 Jahren ein Interview in dem er sein hohes Alter nicht nur dem Veganismus zuordnete, sondern seiner gesamten Lebensweise.

Auch andere Personen während seiner Zeit und auch danach, sprachen sich für diese Ernährungsform aus. Zu den bekanntesten zählen Bill Clinton, ehemaliger Präsident der USA und Betty White, von den Golden Girls. Während Betty White die Wahl eher aus Gründen des Tierwohls getroffen hatte, waren bei Bill Clinton Herzprobleme, ein vierfacher Bypass und zwei Stents ausschlaggebend, allerdings dauerte seine vegane Phase nur von 2010 bis 2014.

Leben Veganer länger?

Immer wieder belegen Studien die positive Wirkung auf die Gesundheit und vor allem auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Beide Erkrankungen sind bei Vegetariern und Veganern seltener vorhanden. Zudem leiden sie seltener unter Übergewicht und Bluthochdruck.

Eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg untersuchte zudem die Lebenserwartung von Menschen mit und ohne Fleisch in ihrer Nahrung. Über 21 Jahre hinweg wurden 1904 Vegetarier, darunter auch einige Veganer, untersucht und die Daten ausgewertet. Die Sterblichkeitsrate war im Vergleich zu den Fleischessern um 30 Prozent (bei Frauen) und 50 Prozent (bei Männern) niedriger.

Dennoch ist dies möglicherweise darauf zurückzuführen, dass sich Vegetarier und Veganer bewusster ernähren und auch sonst bewusster auf ihre Gesundheit achten, weniger rauchen und sich mehr bewegen. Somit leben Veganer insgesamt häufig gesünder und damit unter Umständen auch länger.

Kritische Aspekte

Mögliche Mangelerscheinungen

Der menschliche Körper kann ohne tierische Produkte auskommen. Dennoch ist bei Veganern das Vorkommen bestimmte Mangelerscheinungen häufiger, als bei Nicht-Veganern. Dazu gehört in erster Linie der Vitamin B12-Mangel. Dieses Vitamin wird hauptsächlich durch tierische Nahrungsmittel zugeführt. Schon frühe Studien aus den 80ern zeigen, dass es im menschlichen Dünndarm Bakterin gibt, die Vitamin B12 synthetisieren können. Je nach vorhandener Darmflora kann es somit vorkommen, dass trotz veganer Ernährung kein Mangel auftritt.

Ebenso kann einem Eisen- oder Calciummangel durch gezielte Lebensmittelwahl vorgebeugt werden. So weisen sämtliche Kohlarten einer hohe Calcium-Bioverfügbarkeit auf. Bei Brokkoli soll diese bei 60 Prozent liegen und damit höher als bei Milch (Bioverfügbarkeit etwa 30 Prozent). Ebenso zeigen Bohnen (auch Soja) noch eine akzeptable Bioverfügbarkeit, ähnlich der von Milch, auf. Eisen hingegen ist unter anderem in Beeren, Nüssen und Körnern enthalten.

Vegan und der Kommerz

Vegan zu leben wird von Jahr zu Jahr immer einfacher. Die Industrie hat sich auf die erweiterte Kundengruppe schon längst eingestellt. Von veganen Fleischimitaten und neu kreierten Produkten bis hin zu einer gängigen Kennzeichnung veganer Produkte.

Allerdings: Nicht nur, weil etwas ohne tierische Produkte auskommt, ist es automatisch gesund! – Vegane Chips und vegane Schokoriegel mögen gesund klingen, beinhalten ihrerseits aber ungesunde Fette und Zucker.

Generell werden in industrieller Fertignahrung häufig Zucker, Fett und Salz eingesetzt, um den Geschmack zu verbessern. Dieser Einsatz macht vor veganen Produkten keinen halt.

Soja als Fleischersatz

Hinzu kommt, dass Fleischersatzprodukte häufig auf der Basis von Soja produziert werden. Ein übermäßiger Sojaverzehr ist jedoch kritisch zu sehen, denn in Sojabohnen kommen in größerer Menge Isoflavone vor. Dies sind sekundäre Pflanzenstoffe mit einer östrogenähnlichen Wirkung.

Studien in der asiatischen Bevölkerung zeigten eine schützende Wirkung bei bestimmten Krebsarten, die jedoch hierzulande nicht bestätigt werden konnte. Bei bestehendem Brustkrebs kann die wachstumsfördernde Wirkung des Phytohormons die Zellteilung des Tumors zudem weiter fördern. Ein weiterer Aspekt ist die Beeinflussung der Schilddrüsenfunktion durch das Phytoöstrogen. Dieses stört die Funktion des Schilddrüsenstoffwechsels und sorgt für eine Unterfunktion. Zudem kann zuviel Phytoöstrogen zu Unfruchtbarkeit führen.

Weitere Nachteile durch die Phytinsäure in Soja sind die reduzierte Aufnahmefähigkeit von Calcium, Magnesium, Zink und Kupfer. Zusätzlich sind Trypsin-Inhibitoren enthalten, die die Aufnahme mancher Aminosäuren vermindern soll.

Insgesamt ist der Gehalt an Isoflavonen in Sojaprodukten zwar deutlich geringer als in der Sojabohne, dennoch sollte auf die Gesamtmenge an verwendeten Sojaprodukten geachtet werden.

Fazit:

Auch bei einer rein pflanzlichen Ernährung geht es darum, sich ausgewogen und nicht zu einseitig zu ernähren. Wer es richtig macht, der muss keine Angst vor Mangelerscheinungen haben. Auch wenn der Vitamin B 12 Spiegel ab und zu untersucht werden sollte. Dennoch muss eine vegane Ernährung nicht unbedingt gesund sein. Es gibt jede Menge industriell hergestellter, veganer Produkte. Hier sind nicht selten unnötige Zusatzstoffe oder zusätzliche Mengen an Zucker und Feten zugesetzt, um den Geschmack zu verbessern. Dazu gehören Bonbons, Eiscreme, Kuchen, Chips und Co, aber auch so mancher Fleischersatz und manche Müslimischung. Auch hier gilt „man ist was man isst“. Vegane Ernährung kann also gesund sein, muss aber nicht. Gleichzeitig sollte auch auf den eigenen Körper gehört werden. Nicht für jeden ist die vegane Ernährungsweise automatisch die beste Ernährungsform.

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