Nie mehr Kalorien zählen?

Viele der vorhandenen Diät-Konzepte greifen auf Kalorienzählen zurück. Und es klingt plausibel – wer am Tag weniger Kalorien zu sich nimmt als er verbraucht, nimmt ab. Die Sache hat allerdings einen Haken:

Der genaue Verbrauch an Kalorien ist nicht so einfach zu errechnen, wie sich es so manch einer vorstellt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat für jedes Alter, für jedes Geschlecht und für die meisten Berufsgruppen eine Kaloriengrenze festgelegt. Sie merkt allerdings selbst an, dass diese Referenzwerte nur als eine Orientierung gesehen werden sollten, da der tatsächliche Energieverbrauch von Mensch zu Mensch deutlich variieren kann.

Grundumsatz und Leistungsumsatz

Etwas genauer sind Berechnungen, die beim Kalorienbedarf zunächst den Grundumsatz und den Leistungsumsatz berücksichtigen. Der Grundumsatz entspricht dabei der Energiemenge, die alleine zum Erhalt der grundlegenden Körperfunktionen benötigt wird. Dazu gehören die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur, der Herzschlag, die Atmung und entsprechende Stoffwechselprozesse. Er bezieht sich auf den Verbrauch der Energie im Liegen, bei völliger Ruhe.

Der Leistungsumsatz entspricht hingegen dem Energieverbrauch, der durch weitere Aktivitäten der Person entstehen. Schwere körperliche Arbeiten sorgen beispielsweise für einen höheren Energieverbrauch als das Sitzen vor einem Rechner. Aber auch jede andere körperliche Betätigung von Essen bis hin zu Spaziergängen, Joggen oder Musizieren benötigt Energie und wird dem Leistungsumsatz zugerechnet.

Der errechnete Verbrauch kann deutlich vom tatsächlichen abweichen

Beides, Grund- und Leistungsumsatz, unterscheiden sich bei jedem Menschen. Mit einem Kalorien-Rechner der Alter, Gewicht, Geschlecht und Zeiten körperlicher Aktivität berücksichtigt, kann ein persönlicher Richtwert ermittelt werden. Eine vierzigjährige Frau mit einem Gewicht von 60 kg und einer Körpergröße von 170 cm, einem Vollzeit-Bürojob und 3 Stunden Bewegung in ihrer Freizeit hat demnach etwa einen Kalorienverbrauch von 1365 kcal. Für einen Mann steigt der Energieverbrauch um weitere 130 kcal.

Dennoch treffen die Berechnungen nur auf einen bestimmten Prozentsatz der Personen zu. In nicht wenigen Fällen können deutliche Abweichungen auftreten. Wer sich dann bei seinem Kalorien-Zählen an dem errechneten Kalorienumsatz orientiert, nimmt trotz mühsamen Zählens nicht ab. In solchen Fällen kann eine Messung des tatsächlichen Grundumsatzes helfen, einen realistischeren Gesamtverbrauch zu bestimmen. Diese ist jedoch mit Kosten zwischen 50 und 150 Euro nicht immer ganz günstig und berücksichtigt nicht den tatsächlichen Verbrauch beim Leistungsumsatz.

Dazu kommt, dass auch die Tageszeit der Kalorienaufnahme einen Effekt auf den Energieumsatz hat. Der Körper verwertet die Nahrung zu manchen Zeiten besser als zu anderen. Ebenso kann die Zusammensetzung der Nahrungsmittel einen Effekt auf den Stoffwechsel und damit auf den Energieumsatz aufweisen.

Warum Kalorienzählen über kurze Zeit dennoch sinnvoll sein kann

Reines Kalorienzählen ist somit nicht unbedingt von Erfolg gekrönt. Wer nicht genau weiß, wieviel Kalorien er am Tag verbraucht, weiß auch nicht, wie viel er maximal zu sich nehmen sollte.

Dazu kommt, dass neben den Kalorien vor allem auf eine ausreichende Aufnahme an Nährstoffen zu achten ist. Es reicht nicht Kalorien nur in Form von Kohlenhydraten zu sich zu nehmen. Der Körper benötigt genauso Eiweiß und Fette, sowie Mineralstoffe, Vitamine und andere Nährstoffe. Wer abnehmen möchte, sollte daher nicht nur auf die Kalorien achten, sondern auch auf die Lebensmittelzusammensetzung, die Tageszeit und die Häufigkeit der Nahrungszufuhr. Empfehlenswert sind nicht industriell verarbeitet Lebensmittel. Denn diese enthalten häufig versteckte Zucker. – Genau aus diesem Grund kann es daher auch interessant sein für einige Zeit auf Kalorienangaben zu achten.

Dabei fällt schnell auf wieviel Zucker in abgepackten Nahrungsmitteln enthalten ist. Zusätzlich entwickelt man ein Gefühl für die tägliche Menge an aufgenommenen Kalorien. Wer weiß, dass 100 Gramm Chips bereits 500 kcal ausmachen und häufig sogar Frischkäse und Joghurt mit Zucker versetzt sind, wird sich dann bei seinen Einkäufen bewusster für bestimmte Produkte entscheiden.


 

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