Ist Kalk im Wasser gesund oder schädlich?

Bei manchen Fragen scheiden sich die Geister. Während die einen vor zu viel Kalk im Wasser warnen und die Gefahr von Arteriosklerose und Herzinfarkt beschwören, sehen andere darin eine wichtige Calciumquelle für unsere Knochen und damit die Vorbeugung einer Osteoporose.

Wofür benötigt der Körper Kalk?

Wer von Kalk spricht, meint genau genommen Calciumcarbonat. Dabei handelt es sich um ein Salz der Kohlensäure. Es gehört zu den am weitesten verbreiteten Verbindungen auf der Erde und spielt auch für den Menschen eine wichtige Rolle. – Denn Calciumverbindungen werden benötigt, um unsere Knochen aufzubauen. Etwa zu 50 Prozent bestehen unsere Knochen aus Mineralien – die restlichen 50 Prozent aus Wasser (25 %)  und organischen Substanzen wie Kollagenen, anderen Proteinen und Fetten (25 %).

Von den 50 Prozent Mineralanteil besteht der Hauptteil aus Calciumverbindungen. Und zwar zu 85 Prozent aus Calciumphosphat und zu 10 Prozent aus Calciumcarbonat. Der Anteil an Calciumcarbonat nimmt dabei im Alter zu.

Das dem Körper zugeführte Calciumcarbonat aus der Nahrung und dem Wasser dient somit als Calciumquelle für den Körper, dass unter anderem für den Knochenaufbau benötigt wird.

Was passiert mit dem Calciumcarbonat?

Calciumcarbonat ist sehr schlecht wasserlöslich. Damit der Körper nun an das wertvolle Calcium gelangt, benötigt er die Magensäure. Nach dem Prinzip „Starke Säuren vertreiben schwache aus ihren Salzen“, reagiert die Salzsäure im Magen mit dem Carbonat zu Calciumchlorid und Kohlensäure.

Das Calciumchlorid ist nun hingegen sehr gut wasserlöslich. Zusätzlich zerfällt die Kohlensäure ihrerseits in ihre Bestandteile Kohlenstoffdioxid und Wasser. Das gelöste Kohlenstoffdioxid reagiert ebenfalls mit dem Calciumcarbonat – zu Calciumhydrogencarbonat, einem ebenfalls gut wasserlöslichen Salz.

In der löslichen Form kann der Körper das Calcium verwerten. Ein Teil wird wieder in die Knochen eingelagert, während ein anderer Teil für physiologische Prozesse wie

  • Stabilisierung der Zellmembranen
  • Beteiligung am Energiestoffwechsel
  • Aktivierung des Blutgerinnungssystems und
  • Erregbarkeit von Muskeln und Nerven

benötigt wird.

Was passiert mit zu viel Calcium?

Laut DGE liegt die empfohlene tägliche Aufnahmemenge an Calcium bei 1000 mg. Der Dachverband Osteologie spricht sogar von einer Aufnahmeempfehlung von bis zu 1500 mg. Viel Calcium ist vor allem in Milch (240 mg / 200 ml), Joghurt (240 mg/200g), Käse oder auch Grünkohl (400 mg/200 g) enthalten. Aber auch einige Mineralwässer erreichen Calciummengen von 350 mg pro l und mehr.

Durch die normale Ernährung muss somit im Normalfall keine Gefahr durch zu hohe Calciummengen befürchtet werden. Treten die Symptome einer Hypercalciämie auf, sind in der Regel calciumhaltige Präparate im Spiel oder eine Erkrankung im Calciumstoffwechsel. Dabei kann der Körper das übermäßige Calcium nicht mehr richtig verarbeiten. Es reichert sich im Blut an. Die Symptome einer Hypercalcämie sind je nach Ausmaß: Muskelschwäche, Abgeschlagenheit, Konzentrationsstörungen, Exsikkose, eine gesteigerte Urinausscheidung, Erbrechen, Fieber, Psychosen bis hin zum Koma. Ebenso kann es zu Ablagerungen von Calciumkristallen in den Nierengefäßen (Nephrokalzinose) kommen.

Woraus bestehen die Ablagerung einer Arterienverkalkung?

Doch woraus bestehen die Ablagerungen der Arteriosklerose? Die Ablagerungen an den Gefäßwänden, die auch als Plaque bezeichnet werden, bestehen aus Fetten, Bindegeweben und Mineralien wie Calciumphosphat. Und genaugenommen handelt es sich dabei nicht um eine Ablagerung an der Zellwand, sondern in der Zellwand des Blutgefäßes.

Die Arteriosklerose wird nach dem derzeitigen Wissensstands durch oxidierte LDLs (Low Density Lipoproteins) induziert. Kommen die LDLs mit der Gefäßwand in Kontakt, werden Makrophagen aktiviert, die diese Fette entsorgen sollen. Nehmen die Makrophagen die LDLs auf, werden sie dabei in Schaumzellen umgewandelt. Platzen diese Schaumzellen, verteilen sie wieder das LDL, was den Einsatz von noch mehr Makrophagen nach sich zieht, die wiederum zu Schaumzellen umgebildet werden. Dadurch wird ein Entzündungsprozess in Gang gesetzt, der letztendlich in einem Gewebeumbau der Zellwand endet.

Bisher ist noch nicht geklärt, ob tatsächlich die oxidative Umänderung des LDLs ursächlich für die Arteriosklerose ist, oder ob der eigentliche Grund in feinen Verletzungen der Zellwände besteht und das LDL nur als Folge davon auftritt. Immerhin gilt Cholesterin als ein wichtiger Zellbestandteil, der ständig von Zellen benötigt wird. Und auch wenn hohe LDL-Cholesterinwerte als Risikofaktor für Arteriosklerose gesehen werden, gibt es keinen direkten Zusammenhang zwischen der Höhe des LDL-Spiegels und dem Grad der Arteriosklerose.

Somit sprechen die derzeitigen Erkenntnisse dafür, dass niemand durch kalkhaltiges Trinkwasser befürchten muss, sein Arteriosklerose-Risiko zu erhöhen. Allenfalls der Geschmack könnte ein Grund sein, auf weniger kalkhaltiges Wasser umzusteigen.

2 Kommentare

  1. Woher kommt es dann dass ich nach einnahme von calciumcarbonat immer brustschmerzen bekomme? Ich kann dem leider nicht zustimmen dass calcium in reinform unbedenklich ist.

  2. Hallo Markus,

    vielen Dank für deine Anmerkung. In diesem Artikel wird hauptsächlich die Calciumaufnahme durch Lebensmittel und Wasser angesprochen. Eine Aufnahme an Calciumcarbonat über natürliche Nahrungsmittel sollte nicht mit der Einnahme eines Calciumcarbonatpräparats gleichgesetzt werden. Bei Aufnahme über die Nahrung ist eine relativ gleichmäßige Verteilung gegeben, während bei einem Präparat kurzzeitig eine recht hohe Menge zur Verfügung steht und auch insgesamt eine höhere Zufuhr an Calcium zu erwarten ist.
    Die Frage, warum bei dir die Einnahme von Calciumpräparaten zu Brustschmerzen führt, kann ich nicht beantworten. Jeder Körper reagiert anders. Es gibt Menschen die bei Calciumpräparaten über Blähungen oder Übelkeit klagen und Menschen, die nichts merken. Blähungen können bei einigen Personen auch zu starken Brustschmerzen führen, die den Schmerzen eines Herzinfarkts gleichen. Gleichzeitig gibt es Studien die zeigen, dass Calciumpräparate bei regelmäßiger Einnahme das Herzinfarktrisiko erhöhen können. Im Zweifel sollte also bei Beschwerden oder Schmerzen immer ein Arzt zu Rate gezogen werden. Persönlich bin ich der Meinung, dass es besser ist, durch die Wahl geeigneter Lebensmittel (z.B. Brokkoli, Grünkohl, Mineralwasser etc. ) seinen Calciumbedarf zu decken, als durch zusätzliche Calciumpräparate.
    Viele Grüße
    cnidarya

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